950 Jahre Niedermeiser
Die Ursprünge unseres Dorfes Niedermeiser liegen im Dunkel der Geschichte. Dingliche Zeugnisse sowie später hinzukommende kartographische und schriftliche Quellen, eröffnen jedoch kleine Fenster, die die Geschichte von Niedermeiser zumindest punktuell beleuchten und damit farbig werden lässt. Ein vollständiges Bild der facettenreichen Geschichte nachzuzeichnen, ist dabei kaum möglich.
Eine Konstante unseres Dorfes ist seine Grenzlage, die sich bis heute erhalten hat. Über die frühgermanische Zeit der Chatten, Cherusker und Fosi, zu den Kriegen zwischen Sachsen und Franken, die mittelalterlichen Fehden der Adligen und Lehnsherren, über die Randlage in der Landgrafschaft Hessen, später Kurhessen, die Episode als Kantonssitz im Königreich Westphalen und als preußische Provinz Hessen-Nassau sowie die kurzfristige Grenze der amerikanischen und britischen Besatzungszonen bis zur heutigen politischen Grenzlage im Dreiländereck von Hessen, Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen ist Niedermeiser immer unterschiedlichen Einflüssen und widerstrebenden Interessen ausgesetzt gewesen.
Frühgeschichte
Aufgrund seiner fruchtbaren Böden und seines Wasserreichtums zog das spätere Siedlungsgebiet von Niedermeiser vermutlich früh Siedler an. So ist davon auszugehen, dass sich auch hier – wie in ganz Mitteldeutschland – ab der Jungsteinzeit (Neolithikum, ca. 10000 – 2000 v. Chr, Übergang von Jägern und Sammlern zu Hirten- und Bauernkulturen) erste Menschen dem Ackerbau und der Viehzucht zuwendeten und somit zumindest temporär sesshaft wurden. Ab diesem Zeitpunkt wurden auch erste einfache Holzständerhäuser errichtet. Zeugnisse aus dieser frühen Zeit sind jedoch nur selten erhalten.
Auch für unsere Region sind archäologische Funde in unmittelbarer Nachbarschaft unserer Gemarkung dokumentiert, die darauf schließen lassen, dass Nordhessen seit der Jungsteinzeit dauerhaft besiedelt ist. So weisen in Calden mehrere Funde menschliche Anwesenheit in verschiedenen Epochen nach.
Gut dokumentiert und einer breiteren Öffentlichkeit bekannt ist ein jungsteinzeitliches Erdwerk (ca. 3700 Jahre v. Chr.), dessen wirkliche Bedeutung unbekannt bleibt (Siedlung- oder Versammlungsort, Fluchtburg, Sicherung eines Handelsweges?). Aufgrund der Funde von Tier- und menschlichen Knochen ist auch eine rituelle Bedeutung anzunehmen. Etwas jüngeren Ursprungs (ca. 3500 -3200 Jahre v. Chr.) sind zwei Galeriegräber in der Gemarkung Calden. Beide dienten über Jahrhunderte als Bestattungsort von Gemeinschaften. Damit ist auch die Existenz von dauerhaften Siedlungen in der Gemarkung Calden für diesen Zeitraum belegt. Noch jüngeren Datums ist ein bronzezeitliches Hügelgrab (1500 – 1200 v. Chr.) in Calden.
Auch wenn solch spektakuläre Funde in unserer Gemeinde nicht nachzuweisen sind, bzw. bislang nicht gefunden wurden, so gab es doch in der Gemarkung Niedermeiser zwei Hügelgräber am Bratberg, die bis vor wenigen Monaten existierten. Diese sind zwischenzeitlich den Fundamentarbeiten der Windenergieanlagen zum Opfer gefallen. Am Nordrand des Waldes am Bratberg existierten vormals zwei Grabhügel, weitere wurden dort vermutet. Die Errichtung von Grabhügeln war in der Vorgeschichte ab etwa 2000 v. Chr. über Jahrhunderte verbreitet. Eine genauere Datierung der Grabhügel im Bratberg, etwa im Rahmen einer Notgrabung aus Anlass der Bauarbeiten, ist uns nicht bekannt.
Solche Grabhügel sind für die Archäologie wenig bedeutend, da in gleicher Form zahllos vorhanden und nachgewiesen. Dies ist für unsere Ortsgeschichte gänzlich anders zu bewerten. Ist damit doch der Nachweis erbracht, dass in der Gemarkung Niedermeiser bereits seit mindestens 4000 Jahren Menschen gelebt haben.
Spektakuläre Funde jüngeren Datums (vgl. z.B. die Statue des Keltenfürsten vom Glauberg in 1996) und die Suche nach einem vorgeschichtlichen „europäischen Kernvolk“ haben die Aufmerksamkeit auf die Kelten gelenkt. Dabei ist auch der Dörnberg mit seinen Wallanlagen zu nennen. Das Plateau und die steil abfallenden Hänge boten natürlichen Schutz, der durch Wälle verstärkt wurde. So vermutet man, dass der an der natürlichen Hangkante verlaufende Wall Teil einer keltenzeitlichen Burganlage (600 – 100 Jahr v. Chr.) war.
Für Niedermeiser nachgewiesen ist eine frühe keltenzeitliche Höhensiedlung auf dem Rosenberg, wo Menschen der sogenannten Bandkeramikerkultur, offensichtlich Schutz vor feindlichen Übergriffen suchten. Scherben ihrer auf typische Weise verzierten Tongefäße, in denen üblicherweise Getreidevorräte gelagert wurden, sprechen hiervon. Dabei handelt es sich vermutlich um eine nahezu unbefestigte keltenzeitliche Höhensiedlung, die es am Rande des Fritzlar-Waberner Beckens in großer Zahl gibt.
Am Rosenberg sind gem. Quellenlage auch Funde aus der Jungsteinzeit, der Michelsberger Kultur, sowie der vorrömischen Eisenzeit und der mittelalterlichen Zeit um 1300 n. Chr. bereits dokumentiert. Daher ist davon auszugehen, dass der Rosenberg auch im Mittelalter (500 -1500 n. Chr.) eine Verwendung gefunden hat. So ist denkbar, dass „unser Hausberg“ in den unruhigen Zeiten des Mittelalters der Bevölkerung und zuvörderst dem örtlichen Adel und dessen Beschäftigten als Fluchtburg diente.
Erste Erwähnungen
Eine erste urkundliche Erwähnung fanden Dörfer in der Regel im Zusammenhang mit den schriftlichen Aufzeichnungen von Klöstern und Territorialherren.
Nach dem Ortsregister des landesgeschichtlichen Informationsystem LAGIS fand ein Ort Meiser seine Ersterwähnung unter dem Namen „Mesheri“ 1015 in der Vita Meinwerci. So beschenkte wohl der Paderborner Erzbischof Meinwerc den Edelmann Esic de Mesheri mit 20 Familien zwischen Escheberg und Zwergen. 1019 schließlich wird der Ort Meiskere im Urkundenbuch des Klosters Kaufungen erwähnt. Auf diese Urkunde bezieht sich das heutige Obermeiser in seiner Geschichtsschreibung.
1074 wurde unser Ort schließlich in der Gründungsurkunde des Klosters Hasungen erwähnt, die sich als Abschrift im Hessischen Staatsarchiv in Marburg befindet. Diese Erwähnung als „Kirchmeichere“ wird auch vom Landesamt für Denkmalpflege als erste urkundliche Erwähnung benannt und war Anlass für die 900-Jahrfeier von Niedermeiser im Jahre 1974. Die zugehörige Gründungsurkunde vom 30. September 1074 listet u.a. Besitzverhältnisse in Niedermeiser auf und dient uns als erster schriftlicher Nachweis der Existenz des Dorfes Niedermeiser.
1520 wird unser Dorf im Urkundenarchiv des Klosters Hasungen Nedern Meyser genannt, was dem heutigen Ortsnamen schon recht nahe kommt.
Besitzansprüche und Kriege – Niedermeiser vom 11. bis ins 19. Jahrhundert
Die ehemals keltenzeitliche Höhensiedlung auf dem Dörnberg wurde seit dem frühen Mittelalter (um 700) erneuert und zum Stützpunkt fränkischer Könige ausgebaut. Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden germanischen Stämmen der Franken und der Sachsen bestimmten die Zeit. Unsere Region bildete die Kontaktlinie dieser widerstreitenden Parteien. Zahlreiche Burgen in der Region zeugen noch heute davon. Die Franken unter Karl dem Großen waren seit Bonifatius bereits zum Christentum bekehrt (723 fällte Bonifatius die Donareiche in Geismar/Fritzlar), während die Sachsen ihrem traditionellen Glauben verhaftet blieben. Karl der Große besiegte die Sachsen schließlich militärisch und verleibte sich das Gebiet in das Karolingerreich ein, ohne dauerhaften Frieden zu erreichen (782 Blutgericht von Verden).
Im Jahre 1071 forderte der sächsische Widersacher Otto von Northeim den ostfränkisch, salischen König Heinrich IV, der durch seinen Canossa-Gang im Jahre 1077 berühmt werden sollte, durch Besetzung des in Sichtweite des Dörnbergs liegenden Hasunger Berges heraus. In diese Zeit der Sachsenkriege Heinrichs IV fiel dann in 1074 die Gründung des Klosters Hasungen.
Eine Rolle als Fluchtburg wird auch einer ehemaligen, spätmittelalterlichen Burg auf dem Fössenberg zugeschrieben, die wohl die Nachfolge der Burg auf dem Rosenberg antrat. Wobei unter dem Begriff Burg lediglich ein grabenumwehrter und umwallter Bereich mit einem befestigten Wohnturm zu verstehen sein dürfte. Auch diese mittlerweile abgetragene Burg kündete von territorialen Auseinandersetzungen und Ansprüchen verschiedener Lehnsherren, von unruhigen Zeiten, die das Leben unserer Vorfahren in Niedermeiser in jenen Jahrhunderten beeinflusst haben werden. Darauf weisen auch zahlreiche Wüstungen in der Region hin, ehemalige Siedlungsflächen, die u.a. im Rahmen von kriegerischen Handlungen, von Bevölkerungsrückgang oder auch aufgrund erschöpfter Böden aufgegeben wurden. Einigen unserer Bürger in Niedermeiser ist die Wüstung Friesenhausen/Fresenhusen/Frensen, auf halber Strecke zwischen Hofgeismar und Niedermeiser, an der Frenschen Warte (Wahre) gelegen noch bekannt, die zumindest urkundlich dokumentiert ist. Weitgehend unbekannt geblieben ist für die Gemarkung Niedermeiser eine Wüstung Bodenburg im Bereich des Bodenbergs. Für Niedermeiser fehlen uns jedoch weitergehende, schriftliche Belege jener Jahrhunderte.
Der Dreißigjährige Krieg von 1618 – 1648 ist das zentrale Trauma der deutschen Geschichte bis zum Zweiten Weltkrieg und brachte Not und Verderben in nahezu jede Stadt oder Dorf, auch nach Niedermeiser. Nur vordergründig ging es um Religion. Der Krieg kam im Jahr 1623 in unsere Region, als der Heerführer der Katholischen Liga, General Tilly, ankündigte, ein Winterquartier in Hessen zu beziehen. So hatte Hofgeismar von Oktober bis November 1623 eintausend Mann zu verköstigen. Bei deren Abzug war die Ernte vertilgt. Noch schlechter erging es den umliegenden Dörfern, die ohne Stadtmauern recht- und wehrlos übergriffigen Marodeuren und Plünderern ausgeliefert waren. In dieser düsteren Zeit boten unser Kirchhof und die noch als Wehrkirche gebaute Kirche nur notdürftig Schutz und Zuflucht. Es wurde ohne Erbarmen geraubt, gemordet und geplündert. Den Tiefpunkt bildete das Jahr 1637. Am 29. und 30. August 1637 zog eine kaiserliche Soldateska von 2000 Mann, aus der Garnison Warburg kommend, plündernd und brandschatzend durch das Diemel- und Warmetal.
Der Dreißigjährige Krieg bedeutet auch deshalb eine Zäsur, da Schriften und sonstige Aufzeichnungen soweit existent, umfänglich in diesem Krieg verloren gingen. Die Kirchenbücher, deren Führung erst Ende des 16. Jahrhunderts angewiesen war und die lange Zeit die einzigen Aufzeichnungen im dörflichen Umfeld darstellten, gingen mutmaßlich auch in Niedermeiser unwiederbringlich verloren. Es dauerte Jahrzehnte, bis die Menschen sich von dieser Schreckensherrschaft erholt hatten. So beginnt das älteste Kirchenbuch in Niedermeiser im Jahre 1681.
Nur knapp einhundert Jahre blieben der Bevölkerung sich vom Krieg und auch seinen katastrophalen wirtschaftlichen Folgen, z.B. der damals noch Teuerung genannten Inflation zu erholen. Der Siebenjährige Krieg 1756 – 1763 war der erste europäische Großkrieg, der auch Niedermeiser wiederum existenziell bedrohte. Grundsätzlich ging es in diesem Krieg um die Verteilung der Welt, die Herrschaft über Kolonien und die Machtbalance der europäischen Großmächte, vornehmlich Großbritannien und Frankreich, sowie Spanien, das Habsburgerreich und Russland. Die deutschen Kleinstaaten, politisch ungeeint und Spielball der Großmächte, finden sich auf beiden Seiten. Auch die Landgrafschaft Hessen kämpft nur zum Teil aufgrund religiöser Trennlinie auf Seiten Großbritanniens, Preußens und anderer gegen Frankreich und das Habsburgerreich sowie weiterer Mächte. Das Gebiet zwischen Weser und Diemel ist seit 1758 Frontlinie und die Bevölkerung leidet insbesondere unter Plünderungen, da wiederum die Versorgung der Truppen aus den besetzten Gebieten erfolgt. Am 08. September 1761 ließ der französische General Stainville Niedermeiser, wo gerade die Ernte eingeholt worden war, durch acht Regimenter Kavallerie „ausfouragieren“. Wieder gilt ein Menschenleben wenig. Am 24 Juni 1762 beendet die Schlacht bei Wilhelmsthal die Herrschaft der Franzosen und befreite in der Folge Kassel.
Auch der Amerikanische Unabhängigkeitskrieg 1775 bis 1783 hat unter Beteiligung von Hessen-Kassel und Männern aus Niedermeiser stattgefunden. Die Praxis der Vermietung regulärer Soldaten durch den Landgrafen von Hessen an die britische Krone erscheint heute fremdartig und wurde vom Gegner, den amerikanischen Aufständischen, in deren Propaganda auch entsprechend genutzt. Die Praxis sogenannter Subsidienverträge war aber keineswegs so ungewöhnlich, wie sie uns heute erscheint. Die Motivlage der angeworbenen Männer aus Niedermeiser wird zum großen Teil auf wirtschaftlicher Not gegründet haben. So ist für das Jahr 1770 in der Kirchenchronik eine Missernte festgehalten, die das ohnehin karge Leben wiederum existenziell belastet hat. Daneben dürfte auch eine Portion Abenteuerlust eine Rolle gespielt haben. Ca. 40 Namen von Bürgern aus Niedermeiser sind dokumentiert, die dem Ruf der Werber nach Nordamerika gefolgt sind.
Die Französische Revolution 1789 und in der Folge die Herrschaft Napoleon Bonapartes und dessen Kriege fegten die seit dem Mittelalter etablierte Macht der Fürstenhäuser in großen Teilen Europas und ganz Deutschlands hinweg und ordneten die Landschaft politisch neu. Ausgerechnet eine zunächst anti-feudalistische, bürgerliche, dann revolutionäre Bewegung und schließlich eine Terrorherrschaft spülten einen zumindest militärisch genialen Emporkömmling an die Macht in Frankreich, der unmittelbar seine eigene Dynastie gründete und sich eigenhändig krönte. So setzte Napoleon konsequenterweise im Jahre 1807 seinen Bruder Jérôme Bonaparte als König des von ihm geschaffenen Kunststaates Königreich Westphalen auf den Trümmern u.a. des Kurfürstentums Hessen ein. Dieser bezog das Kasseler Schloss Wilhelmshöhe als seine Residenz. Aus heutiger Sicht wird der Charakter des Königreichs Westphalen zu Recht als Reformstaat herausgestellt. Wurden doch nach französischem Vorbild bürgerliche Freiheiten gewährt (z.B. bzgl. der Berufswahl und des Wegfalls von Zunftzwang, Freiheiten auch für jüdische Bürger), die über die Existenz des Königreichs Westphalen hinaus Bestand haben sollten.
Seinerzeit jedoch wurde die Regentschaft Jérômes und die Aussicht französischen Großmachtinteressen zu dienen vornehmlich als Besatzung empfunden. Der von der Bevölkerung spöttisch, ob seiner begrenzten deutschen Sprachkenntnisse als „König Lustik“ bezeichnete Jérôme Bonaparte galt in der nordhessischen Bevölkerung als Frauenheld. In Niedermeiser sind Besuche von Jérôme auf dem Messhagen anlässlich von Truppenparaden überliefert. In dieser Zeit bereiten die Einquartierung von französischen Husaren, Chéveaux-legers und Kürassieren der Bevölkerung in Niedermeiser wieder Not. Die durch die französischen Eroberungskriege verursachten Kosten musste die Bevölkerung in den besetzten Gebieten aufbringen, was den Unmut anheizte. Am vom Freiherrn Wilhelm von Dörnberg geführten Aufstand am 22. April 1809 wollten sich auch Männer aus Niedermeiser beteiligen, diese kamen jedoch nur bis Meimbressen. Der militärisch unerfahrene Landsturm war von französischer Artillerie an der Knallhütte bereits geschlagen worden. Dieser Aufstandsversuch hat einen weiteren Bezug zu Niedermeiser. Neben dem militärischen Anführer, dem Freiherrn Wilhelm von Dörnberg, spielte der Friedensrichter Siegmund Peter Martin aus Frielendorf eine zentrale Rolle, organisierte er doch die Unterstützung des Aufstands mit Schwerpunkt im Raum Schwalm und Homberg. Dieser Siegmund Peter Martin war Vater des späteren Niedermeiserer Pfarrers Wilhelm Martin und Großvater der Marie Martin, die uns in unserer Geschichte an zentraler Stelle wiederbegegnen wird.
Erst der Feldzug gegen Russland 1812 und die Niederlage der „Grande Armee“ vor Moskau leiteten das Ende der napoleonischen Ära und die Befreiung ein. Das Schicksal Napoleons und das Ende des Königreichs Westphalen besiegelte endgültig die Völkerschlacht bei Leipzig vom 16. – 19. Oktober 1813. In Folge besetzten russische Kosaken Kassel und König Jérôme verließ fluchtartig das Schloss Wilhelmshöhe. Unsere Kirchenchronik vermerkt danach wiederum mehrfache Einquartierungen in Niedermeiser. So hätten in einer Nacht einmal 5500 Russen im Ort gelegen.
In diese turbulenten Tage fällt die lediglich mündlich überlieferte Geschichte von Wilhelm Heise. So soll anlässlich einer Einquartierung ein russischer Kanonier erschlagen worden sein. Zur Strafe wurden Kanonen auf dem Fössenberg in Stellung gebracht, die das Dorf in Brand zu schießen drohten, es sei denn, ein Mann aus Niedermeiser büßte mit seinem Leben. Der unverheiratete Wilhelm Heise, wenig angesehen und in einem Erdloch an der Wahre hausend, wurde vom Bürgermeister zur Opferbereitschaft überredet und von den Russen mit Pferden zu Tode geschleift. Die Geschichte des Wilhelm Heise wurde anlässlich der 900-Jahrfeier von den örtlichen Vereinen aufwändig inszeniert und aufgeführt. Allein, ein schriftlicher Beleg dieser Episode findet sich nicht.
Der mit dem Wiener Kongress von 1815 unternommene Versuch der Restitution der vormaligen Verhältnisse und Wiederherstellung der alten feudalen Ordnung gelang nur vorübergehend. Von der Befreiung von der napoleonischen Herrschaft bis zur Erlangung bürgerlicher Freiheiten war es allerdings noch ein weiter Weg. Gleichwohl, der Geist bürgerlicher Emanzipation war aus der Flasche und der Ruf nach einer Modernisierung hin zu einer Bürgergesellschaft und gleichzeitig nach einem deutschen Nationalstaat bestimmte die Entwicklung in den kommenden Jahrzehnten.
Die deutsche Revolution von 1848/1849 war ein Meilenstein der deutschen Demokratieentwicklung und Nationalstaatwerdung. Sie war eine liberale, bürgerlich-demokratische Bewegung mit dem Ziel einer nationalen Einheits- und Unabhängigkeitserhebung gegen die Restaurationsbestrebungen der Heiligen Allianz der alten Herrscherhäuser. Auch in Niedermeiser dokumentiert Pfarrer Martin in unserer Kirchenchronik Unruhe und Widerstand gegen Zahlungen an die Herren von der Malsburg. Das Scheitern der Revolution bescherte Niedermeiser einmal mehr Einquartierungen, diesmal u.a. von bayerischen Exekutionstruppen, die im Auftrag Preußens die Militärstraßen ins Rheinland sichern sollen. Wiederum hält die Kirchenchronik für 1850 fünf Einquartierungen darunter die sogenannten „Strafbaiern“ fest.
Die Etablierung eines Nationalstaatsgedankens und die damit einhergehende Demokratisierung vollziehen sich nur schrittweise in Deutschland. Bei den Bürgern jedoch herrscht Aufbruchstimmung. Stellvertretend sei auf die Feier des 50-jährigen Jubiläums der Völkerschlacht von Leipzig am 18. Oktober 1863 in Niedermeiser verwiesen. Pfarrer Martin schildert eindrucksvoll die patriotische Stimmung im Dorf und beschreibt das festlich geschmückte und beleuchtete Dorf an diesem Abend.
Heimatdichter
In diese Zeit des Umbruchs und Aufbruchs hinein werden drei herausragende Menschen in Niedermeiser geboren. Gemeinsam ist ihnen die Liebe zu ihrem Heimatdorf und die schriftstellerische Darstellung einer offensichtlich glücklichen Kindheit in Niedermeiser.
Am 25. August 1846 wird auf dem Öwer Louis Rosenthal als Sohn und viertes Kind des jüdischen Bürgers Israel Rosenthal und dessen Frau Hendel geboren. Der Vater erwirbt als Händler 1852 die Ölmühle. Louis Rosenthal veröffentlicht seine Kindheitserlebnisse in der Erzählung „Aus der Jugendzeit“ und publiziert diese auch in einer jüdischen Wochenzeitung. 1911 kehrt er noch einmal als inzwischen international erfolgreicher Bergbauingenieur nach Niedermeiser zurück. Am 24. Januar 1921 verstirbt Louis Rosenthal in Basel.
Dem bereits erwähnten Pfarrer Wilhelm Martin und seiner Frau Emilie wird am 26. April 1856 Marie Martin als älteste Tochter von drei Geschwistern geboren. Marie Martin wird zunächst Lehrerin und macht sich gegen mannigfache Widerstände um die Reform der Mädchenbildung, insbesondere auch den Hochschulzugang verdient. Hierzu stand sie u.a. in Kontakt mit der Kaiserin Auguste Victoria. Ihr Buch „Deutsches Heimatglück – Ein Jugendleben auf dem Lande“ schildert ihre Kindheit in Niedermeiser und dokumentiert das Dorfleben ihrer Zeit. Marie Martin stirbt am 05. November 1926 in Kassel.
Heinrich Bertelmann wird am 15. Januar 1866 auf dem Pötterhof in Niedermeiser, als Sohn des Jost Heinrich Bertelmann und seiner Frau Luise Frederike geb. Hold aus Obermeiser, geboren. Auch er erwählt den Beruf des Lehrers gegen Widerstände. Seine Jugenderinnerungen hält Heinrich Bertelmann in dem Werk „Unter der Linde“ fest. Das dichterische Werk umfasst Wanderbücher, Sagen und vor allem auch Gedichte. Das Gedicht „Herwestdag“ wurde früher gelehrt und kann noch von älteren Bewohnern Niedermeisers auswendig aufgesagt werden. Seine Verdienste werden 1925 vom Kreislehrerverein mit einer Gedenktafel am Elternhaus gewürdigt. Er verstirbt am 29. Mai 1920 in Kassel.
Allein das dichterische Werk dieser drei Heimatdichter dokumentiert das Leben in unserem Dorf im vorletzten Jahrhundert in einer unvergleichbaren Anschaulichkeit und Tiefe.
Im Deutschen Krieg oder dem Deutschen Bruderkrieg zwischen Preußen und Österreich von 1866 stand das Kurfürstentum Hessen erstmalig auf Seiten Österreichs. Der Dualismus, die Rivalität der beiden deutschen Mächte Preußen und Österreich auf dem Weg zum Nationalstaat wurde zu Gunsten Preußens in der Schlacht von Königgrätz am 03. Juli 1866 entschieden. Wegen seiner Allianz mit Österreichs besetzten ab dem 16. Juni 1866 preußische Truppen von Wetzlar kommend das Kurfürstentum in Richtung Kassel marschierend. Die preußischen Truppen trafen nicht auf nennenswerten Widerstand. Das wirtschaftlich erstarkte Bürgertum in Hessen hatte die Loyalität gegenüber dem als rückwärtsgewandt agierenden Kurfürsten bereits aufgekündigt.
Die militärischen Vorbereitungen in unserer Region waren unbedeutend. Die Sperrung der Eisenbahnstrecke zwischen Hofgeismar und Warburg in Höhe Liebenau und Hümme, die Sicherung und Bestreifung des Geländes, auch in Niedermeiser, waren nutzlos. Zwar wurde die Mobilmachung in Kurhessen noch angeordnet und die betroffenen Männer unseres Dorfes folgten der Einberufung. Sie versuchten, sich zu ihren Regimentern durchzuschlagen, was angesichts der bereits angelaufenen Besetzung schwierig war. Alle waren wohlbehalten zurückgekehrt. Das Kurfürstentum Hessen wurde Preußen als Provinz Hessen – Nassau zum 01. Oktober 1866 einverleibt. Der letzte Kurfürst Friedrich-Wilhelm I ging ins Exil nach Böhmen.
Der Deutsch-Französische Krieg von 1870/1871 entschied die Rivalität zwischen Frankreich, der bis dato führenden Macht des europäischen Kontinents, und dem Norddeutschen Bund unter Führung Preußens, dem sich die süddeutschen Staaten wider Erwarten Frankreichs anschlossen. Im Ergebnis erfüllte sich der von einer großen Mehrheit der Bevölkerung getragene Wunsch nach einer deutschen Einigung und einem Nationalstaat. Marie Martin, wie auch ihr Vater, der Pfarrer Martin, schildern eindrucksvoll die ernste und feierliche Stimmung beim Abendmahlsgottesdienst für die mobilisierten Soldaten aus Niedermeiser. 32 Männer aus Niedermeiser zogen in den Krieg. Der Krieg wurde relativ schnell entschieden. Der preußische König wird im Spiegelsaal von Versailles am 18. Januar 1871 zum ersten Deutschen Kaiser, Wilhelm I, gekrönt. Über den 18. Juni 1871 berichtet Heinrich Bertelmann mit pathetischen Worten von der Heimkehr der Krieger und über das vom Dorf an diesem Tage veranstaltete Friedensfest. Zur Erinnerung wurde auf dem Lauseköppel eine Friedenseiche gepflanzt, die leider nicht anwuchs. Als Ersatz hierfür wurde die Friedenseiche auf dem Bruch gepflanzt, die bis heute steht.
Umbruch auch im ländlichen Raum –
Einzug der Moderne in Niedermeiser
Die Jahre des Deutschen Kaiserreichs ab 1871 bis zum Ausbruch des ersten Weltkriegs im Jahre 1914 werden als Gründerzeit bezeichnet. Die Wortwahl bezeugt den wirtschaftlichen Aufschwung, gleichzeitig erfolgt die Übernahme wirtschaftlicher und kultureller Führung durch ein weiter erstarkendes Bürgertum.
Für den ländlichen Raum bedeutete dies zunächst umfängliche Veränderungen der Landwirtschaft, die auch als die großen „Agrarreformen des 19 Jh.“ bezeichnet werden.
Einerseits unter dem Schutz der Grundherren stehend, mussten auch die Bauern von Niedermeiser hierfür ihre Last tragen. Dies erfolgte bis dato einerseits durch den Zehnten anderseits in Form von Hand- und Spanndiensten gegenüber den Grundherren.
Dabei waren es die Herren „von der Malsburg“ ebenso wie die Herren „von Spiegel“ (Daseburg), die zeitweise beide als Grundherren im Dorf fungierten.
Die Julirevolution 1830 führte im gesamten deutschen Reich nach und nach zu sogenannten Ablösungsgesetzen, die u.a. die Entschädigungsleistungen der Bauern an ihre Feudalherren regelten. Damit rückte auch für Niedermeiser die Ablösung vom Zehnten sowie den weiteren Lasten und Frondiensten gegenüber den Grundherren in greifbare Nähe. Am 30. April 1848 wurde der Gemeinde von Niedermeiser ein Darlehen in Höhe von 450 Reichstalern bewilligt, um die den Adeligen von der Malsburg und von Spiegel zustehenden Zinsen und Dienste abzulösen. Lehns- und Erbpachtverhältnisse waren nun endgültig aufgehoben und freies Eigentum vorhanden.
Weiterhin bestimmte jedoch der sogenannte Flurzwang die alltägliche Arbeit auf den Feldern.
Mit dem Ziel, die landwirtschaftliche Produktion zu steigern, wurden in der Folge – wie überall in Deutschland – weitere Agrarreformen eingeleitet. Mit dem Übergang des Kurfürstentums Hessen in eine preußische Provinz wurde 1867 nun auch im Regierungsbezirk Kassel die preußische Verkoppelungsgesetzgebung im Regierungsbezirk Kassel eingeführt. U.a. der Konflikt um Acker- und Huteflächen auf dem Meßhagen im Zusammenhang mit dem Husaren-Regiment in Hofgeismar führte dazu, dass Bürgermeister Neutze – wie in der Kirchenchronik dokumentiert – verbunden mit viel „Kränkung und Ärger“ 1869 die „Verkoppelung“ in Niedermeiser einleitete und somit die Verhandlungen über die sogenannten General- und Spezialteilungen aufgenommen wurden.
In Vorbereitung hierzu wurde die gesamte Gemarkung – damals 1179,825 ha – 1868/69 neu vermessen und „bonitiert“.
Die Auseinandersetzungen um Land-, Holz- und Weiderechte zog sich zwischen den 440 „Interessenten“ über 22 Jahre hin und ist ausführlich in den bis heute im Hessischen Staatsarchiv in Marburg archivierten Akten dokumentiert.
Die 1873 begonnene Verkoppelung, ein die gesamte Gemarkung Niedermeisers umfassendes „Flurbereinigungsverfahren“, führte zu einer kompletten Neuordnung der Flurstücke und zur Auflösung der bis dahin nach dem Prinzip der Dreifelderwirtschaft bewirtschafteten „Gewannflur“. Zugleich entstand ein deutlich verändertes Wegenetz, in dessen Zuge auch manche historische Wegeverbindung – so ein über die Meithe direkt zur Malsburg führender Weg – verschwand.
Ebenso durch den Prozess der Verkoppelung, im Recess von Niedermeiser, dokumentiert, sind die deutlich unterschiedlichen Landbesitzverhältnisse des Dorfes. So besaßen nach der Verkoppelung 1891 nur vier Eingesessene mehr als 20 ha Land. Dem gegenüber stand eine große Zahl von Landbesitzern (305!) denen weniger als 1 ha Land zugewiesen wurde. Dies war oft der Ersatz für frühere Weiderechte der zuvor in den Wäldern und auf den „Gemeinheiten“ gemeinschaftlich gehüteten Viehherden, die in Land abgegolten wurden.
Mit den Agrarreformen wurde damit einerseits der Grund für eine gewinnbringendere moderne Landwirtschaft gelegt, andererseits wurde aber ein jahrhundertelang währendes System von Abhängigkeiten, dass u.a. auch gemeinsames Wirtschaften beinhaltete aufgelöst. Dies führte auch dazu, dass zahlreiche Einwohner einen Teil ihrer Existenzgrundlage verloren.
Vereinsleben
An dieser Stelle soll auch auf die Entwicklung der Vereine in unserem Dorf eingegangen werden. Auch diese zeitlich gestaffelten Gründungen künden vom dörflichen Umbruch. Einige der ältesten Vereine seien hier stellvertretend erwähnt:
Da ist zunächst als ältester Verein der Bürgerverein Niedermeiser zu nennen. Seine Gründung vollzog sich bereits am 09.02.1848. Der Bürgerverein stand seinerzeit in der Tradition der mittelalterlichen Bürgergilde, die jahrhundertelang die Verantwortung für die öffentliche Sicherheit im Dorf trug, da es keine Polizeibehörden vor Ort gab. In Anerkennung verlieh der Kurfürst Wilhelm I der Bürgergilde 1804 eine Fahne, die der Bürgerverein Niedermeiser bis zu einer Neuanschaffung im Jahr 1973 trug.
Der Verein hatte im Jahr der 900-Jahrfeier unseres Dorfes 1974 noch 61 Mitglieder. Seitdem sind die Mitgliederzahlen kontinuierlich gesunken. Zwischenzeitlich waren alle Aktivitäten eingestellt. Eine formelle Auflösung ist allerdings unterblieben. Aus Anlass der anstehenden 950-Jahrfeier wurde der ehemalige Bürgerverein als Kultur-, Geschichts- und Bürgerverein e.V. im Jahre 2023 neu gegründet und tritt damit die Nachfolge an.
Am 10.09.1864 gründete sich der Turn- und Sportvereins Niedermeiser. Sportvereine seinerzeit waren unter der geistigen Vaterschaft des „Turnvaters“ Friedrich Ludwig Jahn auch politische Vereine, in denen sich national gesonnene junge Männer organisierten, die ursprünglich die französische Besatzung Napoleons und nun den „Erbfeind“ Frankreich ablehnten. Den Gründungsantrag stellten 18 Niedermeiserer Bürger. Der erste 1. Vorsitzende wird Samuel Rosenberg. Am 26.03.1909 wurde der Verein wiederbelebt und der Turnbetrieb begann mit 70 Mitgliedern erneut.
Kriegsbedingt ruhten die Aktivitäten im 1. und 2. Weltkrieg, danach erging das Verbot der Vereinstätigkeit in der Besatzungszeit. Am 17.08.1946 wurde der Verein erneut genehmigt. Der Verein leistet insbesondere in der Jugendarbeit Herausragendes und brachte einige sportliche Talente von überregionaler Bedeutung hervor.
Mit dem Anspruch der Kulturarbeit und der Pflege des deutschen Liedes hatte auch die Gründung des Männergesangvereins Niedermeiser im Jahre 1873 eine politische Dimension. Unter Leitung des Lehrers Konrad Jungmann gründeten 25 Mitglieder den Verein. In den ersten einhundert Jahren seines Bestehens richtete der Verein 12 Sängerfeste aus, die immer auch auswärtige Gesangvereine als Gäste sahen. Neun Chorleiter formten den Verein bis 1974, elf Vorsitzende hatte der Verein bis 1974. Herauszuheben ist der langjährige Vorsitz ab 1956 durch Joachim Thöne. Im Jahr des hundertjährigen Jubiläums hatte der Verein im Jahre 1973 66 Mitglieder, davon die beeindruckende Zahl von 42 aktiven Sängern.
In Niedermeiser gab es bis 1934, wie in allen Orten, eine Pflichtfeuerwehr. Dies bedeutete, dass alle gesunden Männer, zwischen 18 und 65 Jahren, bei Bränden oder sonstigen Ereignissen zur Hilfeleistung verpflichtet waren. 1934 wurde durch die nationalsozialistische Regierung ein neues Gesetz über das Feuerlöschwesen erlassen, wonach alle Gemeinden eine Freiwillige Feuerwehr zu unterhalten hatten. Am 15.09.1934 wurde die Freiwillige Feuerwehr Niedermeiser gegründet. Der erste Ortsbrandmeister war Heinrich Thöne. Die kriegsbedingte Unterbrechung der Tätigkeit des Vereins endete am 25.03.1952. Die Eintragung im Protokollbuch der Freiwilligen Feuerwehr Niedermeiser lautet: „Der Gemeindevorstand erkennt die Bildung der Freiwilligen Feuerwehr nach dem Mitgliederbeschluss vom 28.02.1952 und ihrer angenommenen Satzung, veröffentlicht im Staatsanzeiger Nr. 5 – als Verein zur Bekämpfung von Bränden und sonstigen dem Verein zufallenden Not- und Unglücksfällen, als rechtsmäßig für die Gemeinde Niedermeiser an.“ Damit entsteht die Freiwillige Feuerwehr in Niedermeiser als Verein neu und besteht in dieser Form bis heute fort.
Erwähnung finden muss an dieser Stelle auch der K.K. Schützenverein Niedermeiser. Dieser gründete sich erst spät in 1925 unter Vorsitz des ersten 1. Vorsitzenden Heinrich Riede. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der Übungsbetrieb verboten und wurde erst im Jahre 1952 neu belebt. Das jährliche Schützenfest zu Pfingsten war jahrzehntelang fester Bestandteil im dörflichen Jahreslauf. Im Jahr 1974 hatte der Verein 79 Mitglieder.
Erster Weltkrieg, Weimarer Republik
und ein weiterer Modernisierungsschub
Das Attentat von Sarajevo auf den österreichischen Thronfolger vom 28. Juni 1914 löste einen zunächst noch europäischen Krieg aus. Das Deutsche Reich folgte seiner Beistandsverpflichtung gegenüber Österreich in den Ersten Weltkrieg, der Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts. Die Mobilmachung weckte in Europa auf allen Seiten patriotische Euphorie, der eine große Ernüchterung folgte. Dies war in Niedermeiser nicht anders. Pfarrer Herwig legt hiervon Zeugnis ab. Hatte man 1913 noch die Sedansfeier zum Sieg über Frankreich in 1871 mit patriotischen Gesängen und feierlichem Gottesdienst begangen, so musste Pfarrer Herwig 1922 das Ehrenmal vor der Kirche für die 25 gefallenen und vermissten Männer aus Niedermeiser einweihen.
Die Niederlage im Ersten Weltkrieg beendete das Deutsche Kaiserreich und die Novemberrevolution mündete in die Weimarer Republik. Der Versailler Vertrag von 1919 erlegte der Weimarer Republik wirtschaftlich kaum zu stemmende Folgen auf, weshalb der Friedensvertrag von weiten Teilen der Bevölkerung als „Schanddiktat“ empfunden wurde und einen der Gründe lieferte für die spätere Machtergreifung der Nationalsozialisten. Gleichwohl erfuhr auch unser Dorf in jenen Jahren einen Modernisierungsschub u.a. durch die verstärkte Mechanisierung der Landwirtschaft und erste Automobile im Dorf.
Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten zeitigte auch in Niedermeiser die üblichen Folgen. Der Widerstand, sofern er existierte, wurde vom Regime mit Gewalt gebrochen. Auch in Niedermeiser wurde das Leben gleichgeschaltet, gab es Ortsgruppenführer und Bürgermeister mit entsprechendem Parteibuch. Die Oppositionellen waren in der Minderzahl. Insbesondere die Jugend war Ziel der Indoktrination im Sinne des Nationalsozialismus. Hitlerjugend (HJ) und Bund Deutscher Mädel (BDM) waren die Formen staatlicher Freizeitgestaltung und waren auch in unserem Dorf der Transmissionsriemen nationalsozialistischer Erziehung, der man sich nicht ohne Konsequenzen entziehen konnte.
Die staatlich organisierte Begeisterung für das nationalsozialistische Regime wuchs zunächst in Folge der Anfangserfolge der Wehrmacht. Das Wort vom „Blitzkrieg“ mobilisierte und machte es den Gegnern des Regimes noch schwerer. In Folge der Siege in Frankreich und anfangs in Russland wurden Kriegsgefangene nach Niedermeiser zur Zwangsarbeit verbracht und sollten auf den Höfen die leer gewordenen Arbeitsplätze der zur Wehrmacht eingezogenen Männer füllen. Die Nationalsozialisten konnten jedoch nicht unterbinden, dass diese menschlichen Kontakte die Ideologie überwanden. So wurden in unserem Dorf, wie in anderen auch, eine Reihe von Kindern kriegsgefangener Väter geboren. Das Bild, das die nationalsozialistische Propaganda zeichnete, bekam zudem Risse, als die ersten „Ausgebombten“ in Niedermeiser Zuflucht suchen. Im Ölmühlenweg entstanden Baracken für zugewiesene Binnenflüchtlinge aus dem Emsland, das als erstes in Reichweite alliierter Bomber lag.
Den verheerendsten von ca. 40 Angriffen auf Kassel erlebten die Bewohner Niedermeisers noch mit bespannten Fuhrwerken, noch seltener mit motorisierten Fahrzeugen auf dem Rückmarsch. Sie waren in kleinen Gruppen oder Trupps unterwegs, auf dem Weg Richtung Osten befohlen, um hinter dem Flusslauf der Weser noch einmal eine Verteidigungslinie aufzubauen. An der Straße nach Ersen lag ein toter deutscher Soldat, der auf Geheiß der Wehrmacht geborgen werden sollte. Die Umstände seines Todes blieben unklar. Es wurde gemutmaßt, er habe kapitulieren oder fliehen wollen und sei von Kameraden erschossen worden. Der Soldat E. Plieska aus Zabern in Oberschlesien findet bis heute sein Grab auf dem Friedhof in Niedermeiser. Von Westen aus Ersen kommend näherten sich die Amerikaner, zunächst mit Kampfpanzern und gepanzerten Fahrzeugen um aufzuklären. Es folgten scheinbar nicht enden wollende gepanzerte Marschkolonnen. Die amerikanischen Streitkräfte befuhren die Straßen, die Wehrmachtssoldaten setzten sich nachts durch die Wälder und entlang der Bäche und Flüsse nach Osten ab. Da Hofgeismar keine weiße Flagge hisste und kapitulierte, ging im Hofgeismarer Weg, rechts auf den Feldern hinter dem Ortsausgang amerikanische Artillerie in Stellung und beschoss von Niedermeiser aus Hofgeismar. Hofgeismars Stadtobersekretär ging den amerikanischen Truppen mit weißer Flagge entgegen, eine Tat, die kurz zuvor noch zwei Kriegsgefangenen in Hofgeismar das Leben gekostet hatte. Am 05. April ist der Krieg in Niedermeiser vorbei. Das Sterben ging bis zum 08. Mai jedoch weiter. Die amerikanische Frontlinie rückte vor und die Kampftruppe wurde abgelöst durch Nachschub- und Versorgungseinheiten. Der Friede begann auch in Niedermeiser mit amerikanischen Besatzungstruppen. Zeitweise betrieben die amerikanischen Streitkräfte auf dem Bruch einen Feldflugplatz. Einquartiert waren die Soldaten teilweise in Häusern, die requiriert wurden. Die Bewohner mussten in den Keller umziehen.
Dörfliche Infrastruktur
Kirche und Religion
Die evangelische Kirche hat für die Geschichte von Niedermeiser eine herausragende Bedeutung. Die erste urkundliche Erwähnung, die wir auf Niedermeiser beziehen, findet sich in der der sogenannten jüngeren Gründungsurkunde des Klosters Hasungen aus dem Jahre 1074.
In dieser wird dem Kloster Hasungen u.a. ein Grundstück in „Minor Meischere“ (Obermeiser) sowie Lehnsverhältnisse in „Kirchmeischere“ (Niedermeiser) zugesprochen. Die Benennung Niedermeisers als „Kirchmeischere“ in Abgrenzung zu Obermeiser dokumentiert bereits für das Jahr 1074 die Existenz einer Kirche in Niedermeiser. Der Straßenname „Kirchspiel“ hält die Erinnerung an den Standort der ersten Kirche Niedermeisers wach.
Noch heute existieren Reste der Grundmauern jener Kirche im Keller des Gebäudes Kirchspiel 8.
Unsere jetzige Kirche ist über die Jahrhunderte gewachsen und vielfältigen Umbauten unterzogen worden. Auffällig sind zunächst die erhöhte Lage und die Umfriedung durch eine geschlossene Mauer. Den ältesten Teil der Kirche bildet der untere Teil des Turms. Dieser Teil dürfte romanisch bis spätgotisch sein und mutmaßlich in den Jahren 1250-1500 entstanden sein. Sowohl die Lage, die Umfriedung als auch der Turm künden von einer Rolle auch als Wehrturm und Fluchtburg in unruhigen Zeiten. Gemäß einer Inschrift im Turm mit der Jahreszahl 1593 wurde dieser erweitert. Das Langhaus in seiner heutigen Form entstand im Jahr 1774. Die Inschrift über der linken Eingangstür verweist auf den damaligen Pfarrer und Initiator des Umbaus Johann Conrad Israel. Sein Grabstein liegt angelehnt an den Kirchturm, der Verwitterung preisgegeben. Die Wetterfahne mit der Jahreszahl 1876 nennt das Datum der Verkleidung der Turmspitze mit Schiefer. Die letzten baulichen Veränderungen fanden im Kirchenschiff statt und veränderten den Innenraum stark. Im Jahr 1959/1960 wurde der Pfarrstand abgerissen und die Kanzel an die Seite versetzt. Damit wurde der Blick auf das große, hängende Holzkreuz frei.
Mit der Anlage des jetzigen Friedhofs im Jahre 1842 wurden die alten Gräber an der Kirche über die Jahre eingeebnet. Schließlich ließ 1895 der Pfarrer Conrad Raabe den alten Friedhof an der Kirche mit Ziersträuchern und Rosen bepflanzen.
Im Jahr 1922 weihte Pfarrer Herwig unter großer Anteilnahme der Bevölkerung das Denkmal für die Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkriegs.
Nach dem Zweiten Weltkrieg werden die Namen der Gefallenen ergänzt. Das Denkmal wurde vor wenigen Jahren aus statischen Gründen vom Kirchhof vor die ostwärtige Treppe verlagert.
Nur wenigen Einwohnern unseres Dorfes ist bekannt, dass Niedermeiser ehemals auch eine herausgehobene Bedeutung für das jüdische Leben in unserer Region hatte. Die Existenz einer Synagoge mit einem Rabbi und einer jüdischen Schule im 19. Jahrhundert sind hierfür Beleg. Louis / Levi Rosenthal hat hiervon umfassend Zeugnis abgelegt. Das als Synagoge und Schule genutzte Wohnhaus wurde erst 1918 an den Hausnachbarn verkauft. Zudem grenzt der 1854 geweihte, jüdische Friedhof „Beth Olam“ (Haus der Ewigkeit) an den christlichen Friedhof. Wenn auch die Masse der Grabsteine 1942 entfernt und geschändet wurden, so ist der Ort mit drei verbliebenen Grabsteinen unserer jüdischen Bürger als solcher erkennbar.
Mit den Infotafeln an der ehemaligen Synagoge und am jüdischen Friedhof wollen wir diesen Teil unserer Geschichte anlässlich der 950-Jahrfeier wieder in die Öffentlichkeit tragen und das Wissen darum mehren.
Als Ergebnis der Verheerungen des Zweiten Weltkriegs soll an die kurze Existenz einer katholischen Kirchengemeinde mit eigener Kirche (Kapelle St. Michael) erinnert werden. In Folge der Vertreibungen und Einquartierungen deutscher Flüchtlinge in Nachkriegsdeutschland, nahm die Anzahl der Einwohner Niedermeisers von 624 in 1939 auf 992 Einwohner in 1946 deutlich zu. Damit erhöhte sich auch die Anzahl der Katholiken in der Region beträchtlich und die mit den Flüchtlingen geflohenen Seelsorger suchten nach geeigneten Räumlichkeiten. Anfangs fanden die katholischen Gottesdienste auch in den evangelischen Kirchen der Wohnorte statt, für die Katholiken aus Niedermeiser, Obermeiser, West- und Burguffeln wurde die evangelische Kirche in Westuffeln vorübergehend zur „Hauptkirche“ in der – in Absprache mit der evangelischen Gemeinde –regelmäßig Gottesdienst gefeiert wurde (Weihrauch durfte in Westuffeln allerdings nicht in der Kirche verwendet werden).
Familie Müllner / Griebaum aus Groß-Tayax in Südmähren, im Jahr 1946 einquartiert bei Familie Bertelmann in der Fuchsmühle, hatte sich in 1949 mit der Realität der Vertreibung abgefunden, viele andere glaubten noch an eine Heimkehr in die alte Heimat, und ein Haus in Niedermeiser gebaut. Bereits in 1958 bot sich die Gelegenheit, einen Bauernhof in Zwergen von der „Hessischen Heimstätte“ zu pachten und das Haus in Niedermeiser wurde an die katholische Kirche vermietet, ein Raum für den Gottesdienst eingerichtet und die katholische Gemeinde Niedermeiser gegründet. Zu ihr gehörten die Katholiken aus Niedermeiser, Obermeiser, Westuffeln und Zwergen. Adresse der katholischen Kapelle war Mühlenweg 137, heute Fuchsmühlenweg 3.
Nach kurzer Selbständigkeit der Gemeinde bis 1963 wurde diese in die katholische Pfarrkuratie Herz-Jesu Wettesingen überführt. Heute gehört Niedermeiser zu St. Peter in Hofgeismar.
Bildung und Schule
Im Jahr 1803 tritt eine neue Schulordnung für Ober- und Niederhessen in Kraft, die den staatlichen Anspruch auf Bildung unterstreicht. Für alle Kinder vom siebten bis zum vierzehnten Lebensjahr besteht Schulzwang. Zugleich erfolgt die Einteilung der Schüler in Niedermeiser in drei Klassen. Der Lehrplan wird erweitert um Erdkunde, Geschichte, Botanik und Singen. Für die Mädchen wird die Strick- und Nähschule als Fach eingeführt. Wurden bislang maßgeblich Bibel und Katechismus als Lehrstoff vermittelt, sprich auswendig gelernt, tritt nun neue Lektüre hinzu. Friedrich-Eberhard von Rochows „Der Kinderfreund – Ein Lesebuch zum Gebrauch in Landschulen“, eine Sammlung von kurzen moralischen Geschichten aus dem Erfahrungsbereich der Dorfkinder, von Gebeten und Gedichten, gilt als das erste deutsche Volksschullesebuch. Als Folge der neuen Schulordnung und der neuen staatlichen Vorgaben verkauft die Gemeinde die alte Schule im Jahr 1806 und beginnt mit einem Neubau neben dem Pfarrhaus (Schulstraße 2). Pfarrer Martin dokumentiert für 1853 eine stattliche Zahl von 165 Schülern. Dieses neue Gebäude wird aufgrund wachsender Schülerzahlen 1889 um ein weiteres Klassenzimmer erweitert. Letztmalig verändert wird das Schulgebäude 1948 aufgrund der weiter gestiegenen Schülerzahl. Der verlorene Krieg und die folgende Vertreibung aus den ehemaligen Ostgebieten ließen die Bevölkerungszahl und einhergehend die Schülerzahl stark steigen. Auf den bestehenden Schulsaal setzte man ein weiteres Klassenzimmer auf. Dieser notdürftige Umbau beschleunigte zugleich das Ende der Schule in Niedermeiser.
Die letzten Schüler wurden im September 1967 in die Grund- und Volksschule Niedermeiser eingeschult. Nach den Weihnachtsferien musste der gemeinsame Klassenraum der 1.-4. Klasse im Obergeschoss aufgrund überraschend festgestellter Baufälligkeit geschlossen werden. Der Unterricht wurde behelfsmäßig im Pfarrhaus bis zum Schuljahresende fortgeführt. Die Schule schloss mit Schuljahresende im Sommer 1968. Die Niedermeiserer Schüler wurden danach in Obermeiser zusammen mit den Schülern aus Obermeiser und Zwergen in den Klassen 1-4 unterrichtet. Auch die Grundschule in Obermeiser wurde im Jahr 2000 geschlossen. Seitdem erfolgt die Einschulung der Schülerinnen und Schüler aus Niedermeiser in der Diemeltalschule, der Grundschule in Liebenau. Damit folgt der Schulbezirk wieder den kommunalen Grenzen.
Wasserversorgung
Für die Anlage einer Siedlung und die dörfliche Entwicklung ist die Verfügbarkeit von sauberem Wasser für Mensch und Tier unabdingbar. Die Wahl des Siedlungsortes Niedermeiser dürfte maßgeblich vom Wasser der Ruhre und im geringeren Maße der Warme begünstigt worden sein. Über Jahrhunderte waren zusätzliche Brunnen für das menschliche Trinkwasser notwendig. Pfarrer Martin berichtet 1854 von der Existenz von „15 Brunnen mit gutem Quellwasser“. Die Lage der Brunnen ist nicht dokumentiert. Lediglich „am Hübbel“ ist die ehemalige Existenz eines Brunnens noch mündlich überliefert. Jedoch war die Qualität des Brunnenwassers nicht durchgehend sicherzustellen.
Auch für die Zeit davor beschrieb Marie Martin einiges Unappetitliches zur Trinkwasserversorgung aus dem Dorfbrunnen „auf dem Hübbel“ und manchen Einsatz des „Brunnenreinigers“, der dort manch ertrunkene Katze, Hühner oder auch ein kleines Schwein herausholen musste.
Der Tod des Lehrers Jungmann im Jahre 1895, welcher 1873 die Gründung des Männergesangvereins Niedermeiser initiiert hatte, stieß den zunächst umstrittenen Bau der Wasserleitung unter Bürgermeister Heinrich Conrad Otto im Jahre 1911 an, denn Auslöser des Todes des Lehrers Jungmann war nach damaliger Bewertung verseuchtes Brunnenwasser. Die Wasserversorgung Niedermeisers ging über an Brunnen und Pumpstationen außerhalb der Ortslage, zunächst im Ehlenbeck, dann am Bruch, schließlich am Rosenberg.
Während die Versorgung mit sauberem Wasser relativ früh in den Blickpunkt geriet, folgte die Entsorgung des Brauchwassers und der Fäkalien der Hofstellen und Haushalte wesentlich später. Die „Miste“ ist über Jahrhunderte fester Bestandteil der Dörfer und vor dem Aufkommen von Kunstdünger auch die einzige Form der Ausbringung von Dünger auf die Felder. Flüssige Bestandteile werden oft über die Ruhre entsorgt. Nach und nach hielt die Sickergrube zur Sammlung der Fäkalien in den Haushalten Einzug. War diese gefüllt, erfolgte gewerbsmäßige Abfuhr. Die Haushalte in Niedermeiser wurden erst in den achtziger Jahren an die Verbandskläranlage in Lamerden angeschlossen. Diese reinigt das Abwasser von ca. 10.000 Einwohnern aus dem Stadtgebiet Liebenau, aber auch aus Ortsteilen von Calden und Breuna und leitet das gereinigte Abwasser wieder in die Diemel ein.
Stromversorgung
Stellvertretend für die dörfliche Infrastruktur sei die Elektrifizierung unseres Dorfes genannt. Während in Berlin die Straßenbeleuchtung bereits in den 1880er Jahren elektrifiziert wurde, dauerte es noch, bis in Niedermeiser die Haushalte mit Strom versorgt wurden.
Der Bau der Edertalsperre von 1908 bis 1914 war für die Stromversorgung unserer Region maßgeblicher Antreiber. Zwar wurde die Edertalsperre primär für den Hochwasserschutz konzipiert, verfügte jedoch bereits beim Bau am Sperrmauerfuß über ein Wasserkraftwerk zur Stromgewinnung von 10 MW. Ab 1914 entstand der Zweckverband Überlandwerk Edertalsperre (ÜWED) dem auch der Landkreis Hofgeismar angehörte. So erhält Niedermeiser vergleichsweise früh, noch kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs in der Amtszeit des Bürgermeisters Otto erstmals eine Stromversorgung. Pfarrer Herwig berichtet in der Kirchenchronik von 1914, „In´s Pfarrhaus sind neun Flammen gelegt. Auch in unserer Kirche soll das neue Licht nun leuchten“. Bemerkenswert ist auch sein Hinweis darauf, dass die Bewohner Niedermeisers der technischen Entwicklung mehrheitlich aufgeschlossen gegenüber waren, wohingegen „ in manchen Dörfern stellen sich die Leute auf die Hinterbeine und wollen von diesem Fortschritt nichts wissen“.
Leider verfügen wir über keine weiteren aussagekräftigen Quellen jener Zeit über die Stromversorgung von Niedermeiser. Die Trafostation am Bratberg, die vor einigen Jahren abgebrochen wurde, hätte hier Aufschluss geben können. Der Zweckverband ÜWED war zugleich am 06.09.1929 maßgeblicher Mitgründer des kommunalen Versorgers der Elektrizitäts-Aktiengesellschaft-Mitteldeutschland (EAM), der für die Stromversorgung der Region von zentraler Bedeutung werden sollte.
Von einem ersten Maschineneinsatz in der Landwirtschaft berichtet Pfarrer Martin bereits 1872. Zunächst dienten Wasserkraft und Dampfmaschinen der Motorisierung. So wurden in der Rings- und in der Fuchsmühle zwei Futterschneidemaschinen und zwei Kreissägen betrieben. Auch eine erste „Dreschmaschine“ in der Ringsmühle war bereits im Einsatz. Deutlich später wurde eine Dreschmaschine in der Dreschhalle aufgestellt. 1936-1938 kam eine weitere Dreschmaschine in der Fuchsmühle dazu.
In Folge der Elektrifizierung vollzog sich nun eine weitere Mechanisierung. Elektrische Motoren dienten fortan der Landwirtschaft und dem Gewerbe neben den ebenfalls neuen Verbrennermotoren als Kraftquelle. Die Mühlen wurden unabhängig von der Wasserkraft. Dreschmaschinen wurden von Dampf auf elektrische Motoren umgestellt. Zunehmend ersetzten Traktoren die Zugtiere. 1959 wurden 29 Traktoren in Niedermeiser erfasst. Die ersten Autos tauchten auf und ermöglichten individuelle Mobilität.
Gasthäuser / Handel / Kolonialwaren
Gasthäuser und Läden waren jahrzehntelang ein maßgeblicher Ankerpunkt dörflichen Lebens und der Kultur in Niedermeiser.
Die Kirchenchronik von 1868 vermerkt: „ … im Herbst tat der Ackermann Jost Heinrich Bertelmann ganz unerwartet eine neue Gastwirtschaft auf. Das gab nicht nur für die beiden alten Wirte Weymann (Buttenstr. 4) und Thöne („Hübbel“, Bremer Nebenstraße 8) Unruhe,… Bertelmann richtete in seinem Haus („Pötterhof“, Bremer Nebenstr. 3) ein Casino nach seinen Statuten ein.“ Die Gastwirtschaft mit Übernachtungsmöglichkeit auf dem Pötterhof existiert nicht dauerhaft. Der berühmteste Gast war ca. 1875 der preußische General der Infanterie Friedrich Julius Wilhelm Graf von Bose anlässlich einer Inspektion der Hofgeismarer Garnison auf dem Meßhagen. Heinrich Bertelmann schildert seine kindlichen Erlebnisse in seinem Elternhaus anlässlich des Besuchs des als Kriegsheld des deutsch- französischen Krieges geltenden Generals.
Die längste Tradition als Gasthaus und Ladengeschäft entwickelt der Standort Bremer Nebenstr. 8, „Auf dem Hübbel“. Bereits für das Jahr 1850 erwähnt Louis Rosenthal einen Wirt Thöne „Auf dem Hübbel“. Im Jahre 1877 erwarb Georg Christoph Neutze das bestehende Gasthaus, das inzwischen von Familie Thöne an eine Familie Jordan übergegangen war und betrieb dieses weiter. Das Gebäude Bremer Nebenstraße 8 wurde 1905 abgerissen und mit einer modernen, gründerzeitlichen Klinkerfassade neu errichtet.
Einher ging dies mit der Erweiterung der Nutzung. Betrieben wurden nun die Gaststätte, ein Kolonialwarenhandel, eine Sattlerei und Landwirtschaft. 1918 übernahmen die Kinder Georg und Auguste Neutze gemeinsam die Weiterführung des Betriebes. Im Jahre 1952 betrieb dann der Neffe Konrad Ebert das Haus und führte den Betrieb mit seiner Ehefrau Elisabeth. Ein weiterer Umbau folgte 1957, aus Stall und Scheune wurden nun ein neuer Gastraum, Nebenzimmer und ein Saal. Dieser Saal wurde für die kommenden Jahrzehnte der Ort zahlreicher Hochzeiten und Familienfeiern im Dorf. Die Gaststätte war lange Zeit Vereinsheim und zentraler Ort der Kultur unseres Dorfes. Der zugehörige Dorfladen erweiterte sein Sortiment in der Breite und diente für Jahrzehnte der Nahversorgung unserer Bevölkerung mit Gütern des täglichen Bedarfs. Zunächst war der Dorfladen der Kette A&O, später EDEKA angeschlossen.
Noch einmal wurde das Anwesen 1970 durch Zukauf der ehemaligen Volksschule erweitert. Neben Wohnungen entstanden dort erweiterte Räumlichkeiten für den Gaststättenbetrieb und es erfolgte der Einbau einer neuen, modernen Küche. 1977 beging die Familie ihr hundertjähriges Jubiläum der Gaststätte unter großer Beteiligung des Dorfes. Sohn Horst Ebert übernahm den Betrieb 1978 und führte die Gaststätte mit seiner Ehefrau Uschi weiter. Horst Eberts Speisen wurden aufgrund seiner hervorragenden Küche weit über die Grenzen des Ortes hinaus bekannt und gefragt. Den Einzelhandel und Laden führte die Tochter Birgit Bringmann. Beide Teile wurden bis zum Jahr 2018 fortgeführt. Der Betrieb wurde am 07.07.2018 eingestellt. Damit endete eine lange Tradition dörflicher Kultur.
Erinnert sei an dieser Stelle auch an den Lebensmittelladen von Marie Otto („Milchottos“), der von 1939 bis 1972 in der Buttenstraße 14 bestand, sowie an Kirchmanns Kolonialwarenladen in der Schulstraße 5 in den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts. Auch hatten wir im Dorf kurzzeitig in den achtziger Jahren einen Rewe Laden im Gebäude Bremer-Nebenstraße 5, in dessen Räumlichkeiten noch bis 2002 eine Apotheke folgte. Neben den genannten Lebensmittelläden gab es in Niedermeiser auch Verkaufsstellen der Metzgerei Finis aus Niederlistingen im Gebäude Bergweg 4 sowie eine Filiale der Metzgerei Bering aus Hofgeismar, zunächst in der Buttenstraße und danach im Gebäude Bremer Nebenstraße 5. Lange Zeit bestand damit die Möglichkeit, Waren des täglichen Bedarfs in Niedermeiser zu erwerben, ohne auf ein Fahrzeug angewiesen zu sein.
Die Gastronomie in Niedermeiser hatte offensichtlich immer schon einen guten Ruf, der über die Grenzen unserer Gemarkung hinausreichte.
Das Gebäude Buttenstraße 4 hatte daher ebenfalls eine lange Tradition als Gastwirtschaft. Marie Martin berichtet zudem von Weimanns Laden. In den 1860er Jahren war demnach dort offensichtlich neben der Gastronomie auch ein Dorfladen eingerichtet. Louis Rosenthal wohnte 1913 im gleichen Haus im Gasthof Mogge und berichtet voller Rührung davon, dass auch der Laden seiner Kindheit noch existierte. Danach übernahm die Familie Wulfhoop die Gastwirtschaft. Ab den fünfziger Jahren wurde insbesondere der im Anbau befindliche große Saal für die größeren Feste im Dorf, z.B. die jährliche Kirmes, genutzt.
Gerhard Müller („Grenzer“) übernahm im Oktober 1976 das „Gasthaus Warmetal“ von der Familie Wulfhoop. Die letzte Kirmes auf dem Saal des Gasthauses Warmetal fand 1979 statt, der Saal galt fortan als baufällig. Das Gasthaus unter seiner Führung existierte bis zum Mai 1985.
Gerhard Müller zog um in die Buttenstraße 9 gegenüber des Gasthauses Warmetal und betrieb dort ab Oktober 1985 fortan erfolgreich „Die kleine Kneipe“. Seine legendären Rosenmontagsfeiern werden heute noch vermisst. Die kleine Kneipe überlebte ihren Besitzer und wurde von seiner Frau Petra Müller nach dessen Tod bis zum Jahr 2016 geführt.
Horst Riede übernahm den Betrieb des Gasthauses Warmetal in der Buttenstraße 4 im Mai 1985. Noch einmal sorgte der Ort Buttenstraße 4 für Furore, als der Ire Stewart Mack das „Ku Ritz“ dort eröffnet. Die dort stattfindenden legendären Live-Auftritte sind in den neunziger Jahren Anziehungspunkt für die Jugend im Landkreis Kassel.
Andreas (Andi) Stolte führte das Ku Ritz noch bis Ende der 90er fort. Sein Nachfolger Hans stand noch ca. ein Jahr hinter der Theke.
Danach wurde es stiller in der Buttenstraße.
Im Zwerger Weg 13 eröffnete am 01.07.1966 Anna Maria Elisabeth Cöster, geb. Engelbrecht („Annchen“) auf dem elterlichen Hof die „Gaststätte Hubertus“. Der landwirtschaftliche Gebäudeteil wurde umgebaut. Die Tochter Heidi und ihr Mann Albert Mathusek übernahmen in nächster Generation und erweiterten das „Landgasthaus Hubertus“ erfolgreich. Deren Tochter Britta und ihr Mann Oliver führen den Betrieb seit dem 01.03.2023 nun bereits in dritter Generation. Der Restaurantbetrieb führt mittlerweile Gäste aus dem ganzen Landkreis nach Niedermeiser. Im Sommer lädt ein schön gestalteter Biergarten mit zusätzlichen Sitzplätzen ein. Das Landgasthaus Hubertus ist damit leider der letzte gastronomische Betrieb in Niedermeiser, der überregional Gäste anzieht. Dieser bietet zudem zahlreiche, begehrte Arbeitsplätze vor Ort, zumeist in Teilzeit.
Möge dem Landgasthaus Hubertus eine lange, erfolgreiche Zukunft beschieden sein.
Bank
Auch in Niedermeiser war die wirtschaftliche Entwicklung unseres Dorfes immer auch von der Verfügbarkeit von Finanzmitteln abhängig. Die Idee des Sozialreformers Friedrich Wilhelm Raiffeisen (1818-1888, „Das Geld des Dorfes dem Dorfe“) fiel auch in unserem Ort 1922 auf fruchtbaren Boden. Zunächst als Modell gedacht, um genossenschaftlich organisiert, günstig Saatgut und Düngemittel einzukaufen und landwirtschaftliche Produkte gemeinsam zu vermarkten, hat sich die Raiffeisenbank über die Jahrzehnte zu einem allgemeinen Finanzdienstleister entwickelt. Der Gedanke der genossenschaftlichen Organisation führte in Niedermeiser 1922 zur Gründung des Niedermeiserer Spar- und Darlehnskassen-Vereins in der Rechtsform einer eingetragenen Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht (eGmuH). Der erste Kassenraum wurde im Haus Zwete 2 eröffnet.
Der Umzug in die Buttenstraße 13 erfolgte nach wenigen Jahren. Es folgten in den Jahrzehnten mehrere Fusionen und Umfirmierungen bis schließlich 1974 die Raiffeisenbank Diemel-Warmetal eG entstand. Diese Zeit steht für die wirtschaftlich wohl erfolgreichste Phase der Bank in unserem Dorf und ist eng mit dem Namen Friedrich Bertelmann verbunden, der den Weg vom Lehrling bis zum Geschäftsführer gegangen ist.
Der Abriss des Gebäudes und der Neubau der Filiale am gleichen Ort in Niedermeiser belegte diese Blütezeit. In jenen Jahren bot die Raiffeisenbank Diemel-Warmetal e.G. zahlreiche qualifizierte Arbeitsplätze in unserem Dorf. Die nächsten Verschmelzungen in 1998 und 2017 führten zur heutigen Raiffeisenbank Hessen-Nord e.G mit Sitz in Wolfhagen.
Während in den allermeisten Dörfern ringsum die Bankfilialen längst verschwunden sind, ist die Filiale in Niedermeiser erhalten geblieben. Noch heute ist unsere Filiale für viele Bewohner des Dorfes und weit darüber hinaus wichtige Anlaufstelle, wenn es um die Kreditfinanzierung für das Eigenheim, für landwirtschaftliche oder gewerbliche Immobilien, oder allgemein um Geldanlage geht. Die Tätigkeit für Raiffeisen hat sich bis in die Hausnamen in unserem Dorf übertragen und erhalten („Rechners“).
Post
Die Bedeutung eines Ortes war lange Zeit auch ablesbar an der Existenz einer Poststation. Hervorgegangen aus mittelalterlicher Botenreiterei des Adels und der Kirche zum Transport kaiserlicher und kirchlicher Dokumente blickt, die Post in Deutschland auf mehr als fünfhundert Jahre Geschichte zurück. Das älteste Dokument zur Post in unserem Dorf Niedermeiser ist aus 1895. Darin wird Georg Rüddenklau im Namen des Preußischen Königs zum 01. Juni 1895 zum Landbriefträger bestellt. In diesem Amt war er bis zum 18. Januar 1924 tätig, zuletzt als Oberpostschaffner für die Postversorgung in Niedermeiser, Obermeiser und Westuffeln verantwortlich. Die Poststelle in Niedermeiser war zu der Zeit Auf dem Pötterhof. Dort wurden allmorgendlich die Pferde angespannt und die Post aus Hofgeismar aus dem Postamt in der dortigen Neuen Straße 1 abgeholt und anschließend von Georg Rüddenklau mit einem Handwagen in den Dörfern verteilt. Die Tätigkeit als Postbote hat sich in der Familie als Hausname („Postboten“) bis zum heutigen Tage in Niedermeiser erhalten. Ursula Fehr, die Enkelin des Postboten Rüddenklau, hat die Geschichte der Post dankenswerterweise bereits im Januar 2014 beim Geschichtskreis Westuffeln veröffentlicht.
Die nächste Station der Post in Niedermeiser war der Kälberhof. Zunächst übernahm Lina Müller die Zustellung in Niedermeiser ab ca. 1921, danach wurde ab 1924 die Poststelle auf dem Kälberhof durch Georg Müller geführt. Auch diese Poststelle hinterließ Spuren im Familiennamen („Postmüller“). Das Ende des Zweiten Weltkriegs brachte den nächsten Wechsel. Ab 1945 wurde Georg Flörke Posthalter und richtete die Poststelle in seiner Wohnstube ein. Die Poststelle bestand bis zu seinem Tode im Jahr 1955 Am Öwer 3. Von 1955 bis zum Jahr 1978 wurde dann Gustav Cöster Posthalter und richtete die Post in seinem Haus Auf dem Thie 11 ein. Dort wurde dann auch der erste öffentliche Fernsprecher im Dorf betrieben. Auch auf das Angebot von Finanzdienstleistungen der Post wurde vermehrt zurückgegriffen. Insbesondere die Rentner im Dorf nutzten das Angebot vermehrt und ließen sich die Rente dort auszahlen.
Die Adresse Auf dem Thie 11 blieb bestehen auch nach der Übernahme der Poststelle im Jahre 1978 durch Elfriede Bergmann, die zuvor viele Jahre als Vertretung bei der Post gearbeitet hatte. Mit der Entscheidung zur Privatisierung der Postdienste kam das Ende der Post auch in Niedermeiser.
Im Dezember 1995 schloss die Poststelle Liebenau-Niedermeiser.
Es folgte noch eine dreijährige Frist als Postagentur, die Hugo Heuser Ende der neunziger Jahre betrieb.
Entwicklung der Gärten und des Obstbaus
Wie in allen Dörfern spielte die Selbstversorgung mit Obst und Gemüse bis weit in das 20. Jh. hinein eine große Rolle. Hiervon zeugt der in den historischen Karten von Niedermeiser dargestellte gut ausgeprägte „Gartengürtel“, der auch noch heute z.T. erkennbar ist.
Wurde in der Regel in Hausnähe umfänglich und auf gut mit Dung versorgten Böden über Jahrhunderte umfänglich Gemüse angebaut, dienten Obstbäume in den hinteren Teilen der Gärten für die ganzjährige – dank umfänglich praktizierter Techniken der Konservierung (Einkochen, Dörren) – Vitaminversorgung und oft zugleich als Viehweide.
Zu den privaten Obstgärten hinzu kamen umfängliche Obstbaumpflanzungen in der Flur, die z.T. auf das 19. Jh. zurück gingen, oft aber auch in der 1930er Jahren im Rahmen der Autarkiebestrebungen der Nationalsozialisten gepflanzt wurden. Diese fanden und finden sich bis heute auf kommunalen Flächen entlang der Feldwege (z.B. auf der Meithe, im Bruchweg oder der Ehlenbeeke) oder auch privater Flurgrenzen. Hinzu kamen kommunale Pflanzungen auf gemeindeeigenen (ehemaligen) Huteflächen, wie auf den unteren Hangflächen des Fössenberges oder die Kirschbäume auf dem Bodenberg.
Noch im Jahr 1951 wurden in Niedermeiser 2186 Obstbäume gezählt, von denen gut die Hälfte auf Gartengrundstücken stand. 2003 erfasste eine Projektarbeit der Universität Kassel nur noch 360 Obstbäume außerhalb privater Gärten. 310 davon befanden sich in einem (dringend) pflegebedürftigen Zustand.
Neue Impulse
Unser Dorf hat sich in den letzten Jahrzehnten umfassender gewandelt als in den Jahrhunderten zuvor. Die Einheit von Arbeit und nahezu autarkem Leben hat sich für die meisten Bewohner Niedermeisers hin zum reinen Wohnen verändert. Insbesondere der Wegfall von Gewerbe und Handwerk konnte hier nicht umfassend dargestellt werden.
Aber es gibt auch Entwicklungen, die in die Zukunft weisen können. Wenn auch die Windenergieanlagen auf dem Bratberg nicht nur positive Folgen haben, bietet unser Dorf doch Potenzial eines höheren Grades von Autarkie bei der Energieversorgung, die ein Dorf attraktiv machen können. Gleiches gilt für Photovoltaik und Wärmenahversorgung, die es zu nutzen gilt.
Auch die relativ frühzeitige Anbindung unseres Dorfes an die Informationsversorgung per Glasfaser, bietet Chancen auf vermehrte Arbeitsplätze vor Ort.
Wichtig ist, dass wir jungen Menschen den hohen Wert des Lebens auf dem Lande deutlich machen. Der erste Eindruck kann in unserem Kindergarten vermittelt werden. Das Aufkommen neuer Vereine, wie z.B. der Treckerfreunde und Kartoffelfreunde Niedermeiser, der Dorflauf des TSV Niedermeiser, der neue jährliche Weihnachtsmarkt, bis hin zum überregionalen Keine-Panik-Festival machen Hoffnung, dass Niedermeiser auch sein 1000-jähriges Dorfjubiläum feiern wird.
Autoren: Gemeinschaftsprojekt der AG Geschichte
Vielen Dank allen, die Fotos zur Veröffentlichung und für die Bilder-Ausstellung freigegeben haben.